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Salz und Asche – Fotografien von Thomas Heinser im DER|RAUM bei hsl
Salz, Asche. Kleine Kristalle, winzige Partikel. Thomas Heinser zeigt sie uns aus der Distanz. Aus großer Distanz. Fotografiert aus der offenen Tür des Helikopters heraus, hunderte von Metern über kalifornischem Boden.
Mit wachem Blick und mit wachen Sinnen für das Wesentliche dieser Zeit fotografiert Heinser seit Anfang der 2010er Jahre die Landschaft der US-amerikanischen Westküste annähernd vertikal aus der Vogelperspektive. Aus der Ferne besehen ist alles schön, lautet ein Sprichwort. Salinen, Waldgebiete, Felder und seit zwei Jahren auch die Küstenabschnitte formen sich zu abstrakten, farbigen, reliefartigen Strukturen. Und Thomas Heinser sucht diese klaren Kompositionen, findet sie, wenn der Helikopter die perfekte Kurve fliegt.
„Salz und Asche“. Von Donnerstag, 6. Juni, bis Sonntag, 9. Juni zeigt das hsl Fachlabor Thomas Heinsers an ungegenständliche Ölmalerei erinnernde Fotografien in seinen Ausstellungsräumlichkeiten DERRAUM in Düsseldorf. Es sind Bilder von betörender Schönheit. Doch es ist eine Schönheit, die verstört. Auf den zweiten Blick, wenn das Auge die Farben und Formen entschlüsselt und Details erkennt, offenbart sich die kalifornische Landschaft als geschunden und zerstört. Die Eingriffe des Menschen ins Ökosystem haben Wunden geschlagen und Narben hinterlassen. Doch nichts ist vergleichbar mit der Dürre und vor allem mit den verheerenden Bränden als Folge des Klimawandels, welche die Farbpalette auf Brauntöne und die Wälder auf schwarz-graue Tusche-Zeichnungen reduzieren. „Wir leben in dunklen Zeiten“, sagt Thomas Heinser. „So sind auch meine Fotografien dunkler geworden“.
Zurück ins Jahr 1984. Thomas Heinser, der gebürtige Dinslakener, hat gerade sein Fotografiestudium an der Fachhochschule für Kommunikationsdesign in Düsseldorf abgeschlossen, als er als Assistent eines Fotografens für einen deutschen Autohersteller einen Auftrag in San Francisco erfüllt. „Es passte alles“. Heinser lernt eine junge Designerin kennen, heiratet, und bleibt als selbstständiger Fotograf in San Francisco, wo er bis heute lebt. In einem Umfeld liberal denkender Freunde, aber auch mit wachsender Sorge angesichts der Politik in Washington. Thomas Heinsers Bilder sind nicht vordergründig politisch. Aber es gebe sie auch eben nicht ohne die Auswirkungen des von Menschen gemachten Klimawandels. Um sie wirklich zu erfassen, muss man zweimal hinschauen, tiefer blicken und ihre optische Ästhetik hinterfragen. Darin liegt ihre Bedeutung.
Die Ausstellung, mit der Thomas Heinser für drei Tage in die Stadt seiner Studientage zurückkehrt, ist ein Querschnitt seines Schaffens der letzten Jahre. Er freue sich darauf, alte Professoren, Mentoren und Kommilitonen wiederzusehen, sagt er am Telefon. Den Kontakt zu hsl stellte schon vor Jahren ein befreundeter Fotograf her, Heinser lässt von dem Labor, das auf Kunstfotografie spezialisiert ist, einen Teil seiner Drucke machen. In Deutschland waren seine Bilder in den letzten Jahren in Berlin, Hamburg, Köln, Karlsruhe und im heimischen Dinslaken zu sehen.
Die letzte Ausstellung in San Francisco führte er gemeinsam mit dem deutschen Konsulat durch, die Einnahmen kamen einer Organisation zugute, die Menschen betreut, die in Paradise obdachlos wurden. Thomas Heinser zeigt in Düsseldorf auch Aufnahmen, die in der Nähe des völlig zerstörten Ortes entstanden, aber nicht die Ruinen selbst. „Ich denke, dass die Landschaften ebenso, wenngleich etwas zurückhaltender, die Katastrophe zeigen“, so Heinser.
So wird die Landschaftsfotografie im Zeitalter des Klimawandels zum beeindruckenden Statement.
Thomas Heinser, „Salz und Asche“
DER|RAUM bei hsl
Adersstr. 49
40215 Düsseldorf
Vernissage 6.Juni 17:00 – 22:00 Uhr
Ausstellung 6. Juni – 9. Juni 2019, Donnerstag bis Samstag 12:00 – 18 Uhr, Sonntag 12:00 – 16:00 Uhr
Showroom bei HSL – Düsseldorf Photoweek 2019 – 08.03.-10.03.2019
Fotografie tritt in die Sphäre des Realen, das Abbild wird zum „Ding an sich“.
Mit welchen Möglichkeiten zeitgenössische Fotografie über die bloße Abbildhaftigkeit hinaus in eine zusätzliche Ebene transportiert werden kann, zeigen Fotokünstler in enger Zusammenarbeit mit dem hsl Fachlabor. In direkter Nachbarschaft zum Labor werden fotografische Arbeiten gezeigt, die sich wegorientieren von dem reinen Abbild hin zum Objekthaften.
Johannes Döring, Christine Erhard, Markus Hoffmann, Juergen Staack und Martina Sauter sind der Einladung von hsl gefolgt, für das Duesseldorf Photo Weekend Fotoarbeiten zu realisieren.
Johannes Döring: Johannes Dörings Interesse gilt dem Verlust des Körperlichen in der Fotografie durch die digitale Übersetzung und ihre Auswirkungen in der Wahrnehmung zwischen Subjekt und Objekt. Hierfür hat er ein Verfahren entwickelt, in dem er aus einer jeweiligen analogen Fotografie eine Plastik modelliert und diese wieder mit sich selbst belichtet. Bedingt durch die sich aus den Modellierungen ergebenen Formen entstehen Verschattungen, die ein Dazwischen bilden. Der entstehende Widerspruch zwischen dem klassischen Verständnis der Fotografie und ihrem Objektsein im Raum lässt eine Ambivalenz zwischen der Gegenwart innerhalb der unmittelbaren Betrachtung und der Fotografie in ihrer Zeit entstehen.
Christine Erhard: In komplexen Beziehung zwischen einzig für den Kamerablick konzipierten räumlichen Konstellationen und fotografischen (Re-)Konstruktionen sucht Christine Erhard nach Verfahren, verschiedene, die Wahrnehmung bestimmende Realitätsebenen zusammenzubringen. Sie untersucht dabei die Möglichkeiten und Auswirkungen von Reproduktion und Rekonstruktion.
In ihren fotografischen Arbeiten werden vielfach zweidimensionale Bilder zu Vorbildern für plastische Konstruktionen, die ihrerseits fotografiert werden, so dass sich verschiedene Reflexions- und Realitätsebenen überlagern
Markus Hoffmann: Einen Schwerpunkt der Arbeiten von Markus Hoffmann bildet die Beeinflussung des Menschen durch Werbung und andere äußere Faktoren. Hierbei setzt er auch deren Reize und Mechanismen bildlich um. Andererseits beschäftigt er sich auch damit, wie der Mensch mit sich selbst umgeht – mit Zielen, Vorsätzen, Wünschen und Plänen. Dabei stößt er häufig auf die Frage nach unseren Wurzeln und schlussendlich, wohin wir uns als Menschen gesellschaftlich entwickeln.
Martina Sauter: Martina Sauter beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit fotografischen und filmischen Inszenierungen. Das narrative Potenzial des Filmes nutzend, operiert sie im Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion. Filmische und Fotografische Bildwelten verschmelzen dabei zu einer neuen Bildgeschichte, obwohl sie durch reliefartige versetzte Bildträger stets auf Distanz bleiben.
Juergen Staack: Juergen Staacks Arbeiten bewegen sich in Grenzbereichen der Fotografie – Bildern und Bildentstehung. Dabei eröffnen sich grundsätzliche Fragen, die geprüft und bearbeitet werden. Was ist ein Bild? Was macht ein Bild aus? Wie, wann und wo entsteht es? Welchen Stellenwert bekommt ein Bild in einer Welt, die geprägt ist von visuellen Reizen? In verschiedenen Ansätzen hat er Bildoriginale verloren, uminterpretieren und verfallen lassen, ausgetauscht, in Akustik gewandelt, codiert und erfahrbar gemacht. In seinen Arbeiten spielt auch die Kommunikation und Pseudo-Kommunikation eine wichtige Rolle, die er medienübergreifend anwendet.
Diese Fotografieobjekte wurden außerhalb der Standarddruckverfahren hergestellt. Sie zeigen eindrucksvoll die technischen Möglichkeiten der Bildproduktion unter dem Einsatz unkonventioneller Druckmedien als zusätzlichen gestalterischen Bestandteil eines Gesamtkunstwerkes.
Seit mehr als 30 Jahren ist die hsl Fachlabor GmbH über die Grenzen Düsseldorfs hinaus als bedeutender Partner namhafter Fotokünstler und Fotografen bekannt. Künstlerinnen und Künstler lassen dort ihre fotografischen Werke produzieren und können auf eine große technische Spanne von klassischen bis hin zu modernsten digitalen Produktionsverfahren zurückgreifen.
Das Fachlabor genießt deshalb einen hohen Stellenwert innerhalb der zeitgenössischen Fotografie und nimmt aus diesem Grund am Duesseldorf Photo Weekend 2019 mit einer Ausstellung teil.
Öffnungszeiten
08. März, 18:00 – 21:00 Uhr
09. März, 12:00 – 20:00 Uhr
10. März, 12:00 – 18:00 Uhr